Meine Reise im 2022
Reisebericht
Der Reisebericht wurde erst im Januar 2023 erfasst. Zum Glück schreibe ich Tagebuch wenn ich unterwegs bin, so geht nichts in Vergessenheit.
Mit Sack & Pack stehe ich am Flughafen Zürich – ziemlich nervös. Reise ich das erste Mal ganz alleine nach Nepal. Im Gepäck wieder viel zu viele Medikamente die ich gar nicht mitführen dürfte.
Die Reise über Doha verlief problemlos. Nach 16 Stunden kam ich in Kahtmandu an – mein Gepäck liess auf sich warten. Als ich schon ohne davon laufen wollte, kaum eine andere Person war noch im Warteraum, fielen alle 4 Stücke fast gleichzeitig aufs Band.
Alles aufgeladen und Ausgang gesucht – der Flughafen hat sich verändert. Draussen war kein Narayan zu sehen – aber kaum nahm ich die Gerüche in der Luft wahr, das Hupen auf der Strasse, war meine Nervosität weg. Ich sprach mit ein paar anwesenden Nepalis bis Narayan eintraff. Es gab Stau – ein Bus liege quer im Graben und versperre die Hauptstrasse.
In Thamel angekommen hab ich schnell geduscht und bin mit Narayan essen gegangen. Am nächsten Tag organisierten wir mein Aufenthalt – was wir machen wollen, wie wir vorgehen wollen.
Der erste Punkt auf "der Liste" war der Besuch in Grang.
Nach dem Besuch in Grang gab es nochmals einen Tag Pause in Kathmandu, bevor wir wieder in den Jeep stiegen.
Um 6.30 Uhr ging die Reise los; um 16.30 Uhr kamen wir im Dorf an. Wieder fast 10 Stunden im Jeep auf holperigen Strassen verbracht. Obwohl heutzutage von Dhading aus die Strasse bis zum grossen Fluss geteert ist, ist ein Durchkommen in der Regenzeit schwer.
Die Ankunft war sehr angenehm - die letzten Male stand immer schon das ganze Dorf bereit – diesmal war niemand zu sehen. Doch das Buschtelefon funktioniert immer noch sehr effizeint. Schnell waren ein paar ältere Bewohnerinnen da um mich zu begrüssen und Gopi, der Koch unseres Trekkings von 2010, kam freudig angerannt. Die Freude und Dankbarkeit war allen anzusehen – es war so schön all diese vertrauten Gesichter wiederzusehen ♥
In der Region hat sich viel verändert. Dörfer wurden zu Bezirken zusammengeschlossen, Phulkharkha wo die Schule steht, ist nun der Hauptort (Centercity). Beim Vorbeifahren sah man schon das viele neue Gebäude gebaut wurden. Für die Menschen hier bedeutet das aber auch viel mehr Komfort – hat es nun ein kleines Spital in der Nähe, können Behördengänge ohne stundenlangen Fussmarsch vollbracht werden.
Wohnen darf ich wieder bei Arjun. Als ich mich bedanke, lacht er und meint – das Haus gehört ja grösstenteils Dir. Ziemlich müde genossen wir noch ein herrliches Dhal Bhaat. Für mich gab es nur das nur die besten Fleischstücke der Wildziege – keine Knorpel, keine Knochen, keine Haut oder Fett. Ein bisschen schäme ich mich ja schon das ich so verwöhnt behandelt werde – aber ich kriege die anderen Brocken beim besten Willen nicht runter, und das wissen die Lieben in der Zwischenzeit auch.
Ohne Tobias und Christian ist es schon anders im Dorf zu sein. Narayan ist verständlicherweise viel bei seiner Familie, so häufig ist er nun auch nicht auf Besuch, und die meisten Dorfbewohner sprechen immer noch bescheiden Englisch. Obwohl es immer wieder erstaunlich ist mit wie wenig Brocken Sprache man sich trotzdem verstehen kann – auch mein Nepali wird von Mal zu Mal ein klitzeklein wenig besser…
Auch im Dorf hat es Verbesserungen gegeben. 2016 erhielten das Dorf ja Anschluss an das Stromnetz. Es sind immer noch wenig Verbraucher zu sehen. Ein Kühlschrank steht nun in einem der kleinen Zimmer in Arjuns Haus. Ein Bügeleisen ist auch zu da. Die grösste Erneuerung ist sicher das Satelliten-Internet welches Arjun installieren lassen hat. Das Netz heisst "Bhumesthan-Village" und ist für alle Dorfbewohner nutzbar was einen grossen Mehrwert bringt. So viele Kinder und junge Erwachsene sind im Ausland am Arbeiten, so haben Sie wenigstens eine Möglichkeit auf Kontakt.
Die Kinder von Arjun sind richtig gross geworden. Abiseth ein junger Mann geworden der wirklich gut englisch spricht – dank ist da wohl vor allem die YouTube Videos die sie schauen… Bumikha ist auch kein Kleinkind mehr. Die Mutter von Narayan wirkt etwas gebrechlich, blüht aber auf als sie die Bilder unserer Zwillinge zu Gesicht bekommt. Als Willkommens-Geschenk wird mir ein wunderschönes Tagebuch überreicht – ich schreibe immer wenn ich unterwegs bin. Bin sehr gerührt.
Mit Arjun hatte ich noch ein sehr gutes Gespräch wegen dem Stipendienprogramm. Es ist sehr schön zu sehen wie wichtig und ernst er diese Aufgabe nimmt. Das Geld reicht leider nicht für alle armen Familien, daher sucht er mit viel Bedacht die Kinder aus, welche motiviert sind, welche eine Begabung haben. Einfach ist dies sicher nicht – er kann jeweils ca. 2/3 der Kinder die Hilfe nötig hätten, diese auch anbieten.
Um 10 gingen alle langsam schlafen…
Um 6 wurde es laut vor dem Zimmer – man steht mit der Sonne auf. Um 8 trafen wir alle Dorfbewohner die anwesend sind. Ein freudiges Wiedersehen – alle scheinen glücklich, gesund und ausgeglichen zu sein. Wenn ich an die Bilder nach dem Erdbeben denke, an die Bilder von Grang denen niemand geholfen hat nach dem Beben und das jetzt so sehe wird mir erst bewusst was wir alles «erreicht» haben.
Funny Old Man war nicht beim Lazy-Stone – er sei krank und sehr schwach. So ging ich ihn suchen. Als er mich sah liefen ihm die Tränen – mir auch. Er ist 96 und ich hätte nicht gedacht ihn nochmals zu sehen. Ich hab ihm ein Bild meiner Zwillinge überreicht und er strahlte – erzählte mir das ein Bild von uns in seinen Zimmer hängt und er dieses daneben hängen wird.
Danach gab es Dhal Bhaat zum Frühstück – what else.
Was ich in der Schule erleben durfte – kann man hier nachlesen…
Zurück in Bhumesthan ging ich die Bewohner besuchen. Überall wurde mir Essen gereicht – nach 2 Stunden platze ich fast. Wieder vermisste ich die beiden Jungs – normalerweise gebe ich Ihnen immer einen Teil meiner Portion ab…
Am Abend führe ich dann meine erste grössere Unterhaltung auf nepalisch – Narayan war nicht da, die Anwesenden sprachen kein Englisch. Auch wenn es ein sehr einfaches Gespräch war, irgendwie bin ich trotzdem ein wenig stolz. Nepalisch ist eine ganz schön schwierige Sprache zum erlenen, zumindest für mich ;)
Leider ist es dann auch schon langsam wieder Zeit sich zu verabschieden. Die Bewohner müssen auf dem Feld arbeiten, wirklich etwas zu tun gibt es nicht. Dank der Regenzeit ist es sehr heiss und auch nass, sodass eine Wanderung auch nicht gerade eine Option ist.
In den Tagen im Dorf merke ich wie fest ich mich in dieser Welt zuhause fühle – wie sich ein Teil von mir sträubt wieder zurück die Schweiz zu fahren, in diese Wohlstandsgesellschaft die aber das Herz ein wenig verloren hat.
Ich habe mich hier in Nepal an all die kleinen «Unannehmlichkeiten» gewöhnt– fast nichts mehr stört mich (ausser dem Schlafen auf einem Brett, daran werde ich mich glaub nie gewöhnen). Ich sehe vor allem die Bescheidenheit, Zufriedenheit und diese wunderbare Community die auf sich angewiesen ist – die füreinander da ist.
Die Rückreise nach Kathmandu war wie immer etwas anstrengend. Wir bleiben im Schlamm stecken – kommen in einen Stau auf dem Nepali Highway… Aber ich habe so viele Gedanken im Kopf – irgendwie übersteht man das dann jeweils auch wieder gut.
Die letzten Tage verbringe ich in Kathmandu. Gehe Freunde besuchen die ich schon lange kenne, mach ein wenig Sighseeing – aber vor allem sind wir viel am Gespräche führen. Es tut so gut hier zu sein – all diese lieben und spannenden Menschen zu sehen; in ihre Welt abzutauchen.
Es freut mich auch sehr zu sehen wie auch in Ihrer Welt Fortschritte stattfinden. Wie z.B. Jeevan welchen ich vor 7 Jahren kennengelernt habe – er hat damals in Dubai als Koch unter fragwürdigen Bedingungen gearbeitet, in der Zwischenzeit in Kathmandu eine Kantine führt und 2000 Schüler pro Tag bekocht. Zuhause hat er einen kleinen Bauernhof wo er das Gemüse züchtet und Hühner hält. Für die Arbeiten auf dem Hof gibt er dafür anderen Familien ein Zuhause.
Es gibt noch so viele schöne Geschichten, so viele spannende Begegnungen, so viele interessante Gespräche zum Wiedergeben. Ich denke aber das meiste was WIR BEWEGEN betrifft wurde gesagt – so nutze ich nun die weitere Zeit um wieder Geld für die Projekte aufzutreiben – den dieses wird wirklich benötigt.